Die Zukunft des Mainframe? Auflösung zäher Nebel, leichter Silberstreif am Horizont

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Die Zukunft des MainframeSeit 25 Jahren schon wird der Mainframe für tot erklärt. Doch behauptet er sich noch immer, ja: ist sogar lebendiger denn je.

Vor allem Großunternehmen setzen auf die Host-Technologie als wichtigstes Arbeitsmittel ihrer IT. In den nächsten Jahren wird nun ein Großteil der altgedienten Mainframe-Experten in den Ruhestand gehen. Was dann?

Wie sich das Marktsegment entwickeln wird – gerade auch im Hinblick auf die jüngsten deskriptiven Veränderungen der IT-Welt, Stichworte Touch-Oberflächen, Cloud Computing als Standard, fortschreitende Virtualisierung usw. –, dazu befragten wir auf unseren vergangenen Anwendertagen drei hochkarätige Experten:

Auf einer Podiumsdiskussion vermittelten sie interessante Einblicke in die IBM-Welt. Einhelliges Fazit: Totgesagte leben länger.

Mehr Power für den Mainframe

IBM sieht sich vor allem vor der Herausforderung, Spitzentechnologie zu schaffen, die trotzdem finanzierbar ist – auch vor dem Hintergrund, dass man mit dem Mainframe in der Regel nie in die ganz großen Stückzahlen käme, so Wolfgang Maier.

Vor diesem Hintergrund ist die Anfang 2015 abgeschlossene Technologiepartnerschaft mit dem Halbleiterhersteller GlobalFoundries zu interpretieren, im Rahmen derer GlobalFoundries eine speziell für den Mainframe abgestimmte Technologie liefern wird.

So will IBM seine Produkte wettbewerbsfähig machen und neue Performancesteigerungen erreichen. Erstes Ergebnis ist ein neuer 22 Nanometer-Prozessor, der vor kurzem auf den Markt gebracht wurde. Schon wird bereits der nächste Prozessor entwickelt und zur Marktreife gebracht.

Mobile Devices und Big Data prägen den Markt

Immer mehr und bessere Hardwareleistung ist das eine. Für Martin Bogdan wird der Mainframe-Markt in den kommenden Jahren allerdings vor allem durch die Verbindung zu mobilen Devices und die Big Data-Thematik geprägt werden Verbunden mit Big Data werde es notwendig, Funktionen für intelligente Suche und die Analyse sehr großer Datenmengen zu integrieren.

In das gleiche Horn stößt Wolfram Greis.

Für ihn wird der Mainframe derzeit von drei wesentlichen Faktoren ausgebremst:

  • den Kosten für Softwarelizenzen,
  • der mangelnden Ausbildung und
  • dem Dinosaurier-Image.

An vielen IT-Lehrstühlen sei ein wirklich tiefes Wissen um den Mainframe noch zu wenig vorhanden. Deshalb müsse in Sachen Ausbildung mehr an Schulen und Universitäten auch in der Fachinformatiker-Ausbildung, getan werden.

Unsere Diskussion zeigte: Eklatanter als das Ausbildungsproblem, das sich durch entsprechende praktische Maßnehmen angehen ließe, ist das Dinosaurier-Image von IBM.

Die Crux: In Wirklichkeit steckt im Mainframe die neueste und beste Technologie, die es gibt, aber viele wissen dies überhaupt nicht. Vor allem in den Köpfen vieler junger Manager hat sich dieses Image manifestiert.

IBM auf dem Weg zu neuer User Experience

Dass die klassischen grün-schwarzen Bildschirme jeden Neuling zunächst einmal abschrecken, lässt sich leicht ausmalen. Junge Leute sind aus ihrem Privatbereich heute einen ganz anderen Standard hinsichtlich ansprechender GUIs und intuitiver Bedienung gewöhnt.

Das hat man auch bei IBM selbst erkannt und kooperiert deshalb im Rahmen der „Design Thinking“-Initiative seit einiger Zeit mit Apple. Weltweit gibt es bereits eine Reihe von Design-Centern, in denen Industrie-Designer das Problem IBM-untypisch von einer anderen Seite aufrollen und die User-Sicht in den Vordergrund stellen.

Wichtig außerdem: Junge Leute müssen mehr Möglichkeiten bekommen, außerhalb ihres Unternehmens mit dem Mainframe in Berührung zu kommen. Wer Linux kennenlernen will, kann dies einfach per Web-Download, mit dem Mainframe ist dies deutlich schwieriger.

Mehr Workloads auf den Mainframe

Künftig werden von mobilen Devices noch viel mehr Workload-Transaktionen auf den Mainframe kommen, Amazon-Bestellungen etwa. Die durch diese Transaktionen entstehenden Daten gilt es zu nutzen. Dafür braucht man neue Werkzeuge, die es auf einfache Weise ermöglichen, auf Daten zuzugreifen, sie zu analysieren und mit unstrukturierten Informationen aus verschiedensten Quellen, sozialen Netzwerken etc. zu verknüpfen, ohne aufwändige PL2-Programmierung und dergleichen.

Der Mainframe im Jahre 2020, wie wird er nun aussehen?

Wenn man den Expertenblicken in die Glaskugel glaubt, nicht allzu düster.

Wolfgang Maier: „Für IBM ist der Mainframe ein überaus wichtiges, auch künftig nicht wegzudenkendes Marktsegment. Der Mainframe wird im Jahr 2020 deshalb auf dem neuesten Stand der Technik und zentraler Bestandteil der modernen Unternehmens-IT sein.“

Martin Bogdan: …immer noch ganz vorne mit dabei.

Wolfram Greis: …lebendiger als je zuvor, wenn wir die drei Herausforderungen in den Griff bekommen: Kosten, Ausbildung und Imagewandel.“

Na denn: „Auflösung zäher Nebel, leichter Silberstreif am Horizont“ hieße wohl die langfristige Wetterprognose für IBM.

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